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Amputiert… und jetzt? – Wie geht es weiter?

Du bist vielleicht auf diesem Blog gelandet, weil du selber amputiert wurdest Oder kurz vor einer geplanten Amputation stehst? Was war der Grund dafür?

Hattest du einen Unfall? Oder einen Gefäßverschluss? Oder war es bei dir die Entzündung einer (meist kleinen und unscheinbaren) Wunde? Hattest du vielleicht Knochenkrebs? Oder ist der Diabetes schuld?

Die Ursachen können ganz verschieden sein. Was nicht verschieden ist, ist die Tatsache, dass du aus der Narkose aufwachst und ein Teil deines Körpers ist nicht mehr da. Sei es geplant gewesen, oder nicht. Dieses Körperteil fehlt nun und wird einfach nicht mehr nachwachsen. Damit musst du zu allererst einmal zurecht kommen.

Nach einer Amputation kommen dann nach und nach immer mehr Fragen auf. (Gerne kannst du mir die fragen auch unten im Kommentarfeld hinterlassen 😉)

Einige davon können diese sein:

  1. Wie geht es jetzt weiter?

  2. An wen muss ich mich wenden?

  3. Werde ich wieder gehen können?

  4. Bin ich auf Hilfe angewiesen?

  5. Kann ich wieder Auto fahren?

  6. Kann ich wieder Sport machen?

  7. Wie lange dauert es, bis ich wieder gehen kann?

  8. Wie teuer ist eine Prothese und wer zahlt mir die?

Der Orthopädietechniker deines Vertrauens sollte Dir auf sämtliche deiner Fragen eine gute Antwort geben.

Ich versuche aber nun einmal auf die oben genannten Fragen einzugehen (da ich mit diesen immerwieder konfrontiert werde). Gerne beantworte ich weitere, wenn du sie mir unten im Kommentar-Feld hinterlässt.


wie geht es jetzt weiter?

Nach der Amputation ist erst einmal die Wundheilung wichtig. Ca. 10-14 Tage nach der Amputation werden im Idealfall die Fäden gezogen. Bis zu diesem Zeitpunkt kann bereits der Stumpf gewickelt (das bedeutet “in Form” gebracht) werden. Falls das Pflegepersonal dies nicht kann, bitte deinen Orthopädietechniker, dass er es dir, und auch dem Pflegepersonal zeigt! (Ich werde bei Interesse gerne auch ein YouTube Video dazu erstellen)

Wichtig ist nun auch, dass die Stumpfmuskulatur nicht verkürzt. Dehne die Muskeln daher immer fleißig. Dies macht die prothetische Versorgung, und – was viel wichtiger ist – dein späteres Gangbild unvergleichbar besser. Ein Physiotherapeut oder auch dein Orthopädietechniker können Dir da hilfreiche, einfach Übungen zeigen.

Ein Orthopädietechniker wird nun auch mit Dir in Verbindung treten. Beachte hierzu folgendes: Es besteht freie Wahl des Versorgers. Sage einem Orthopädietechniker beim ersten Kontakt, wenn du lieber von einer anderen Firma versorgt werden möchtest. Dein Orthopädietechniker sollte Dir sympathisch sein. Ihr werdet doch einige Zeit miteinander verbringen und bei einer Oberschenkelamputation wird es stellenweise auch “intim” werden, da die Prothese bis “in den Schritt” reicht. Bedenke bei deiner Wahl auch folgendes: gerade zu Beginn muss an der Prothese von Zeit zu Zeit etwas verändert werden. Wenn du dann jedesmal weit fahren musst, kann das ganz schön belastend und zeitaufwendig sein!

2.

An wen muss ich mich wenden?

Das kommt ganz darauf an. In manchen Kliniken gibt es sogenannte Casemanager. Diese kümmern sich um die Beauftragung eines Orthopädietechnikers oder auch um die Beantragung einer Reha. Aber wie ich oben bereits geschrieben habe, obliegt es allein Dir, von wem du versorgt werden möchtest. Informiere dich über Social Media wie Instagram, Facebook oder YouTube, oder stöbere auf den Homepages der jeweiligen Firmen herum. Dies hilft dir bereits vorab ein Bild über die Firma zu machen.

Ich wiederhole mich hier nochmal: Die Versorgung sollte Ortsnah stattfinden. Das spart meist Zeit und Nerven!

3.

Werde ich wieder gehen können?

Pauschal lässt sich das natürlich nicht sagen. Es hängt stark von der Amputationshöhe (z.B.: Vorfuß-; Unterschenkel-; oder Oberschenkelamputation), deinem Alter und deinen Begleiterkrankungen ab. Ganz grob kann ich aber sagen: je mehr erhalten bleiben konnte und je jünger du bist, desto besser/schneller wirst du das Gehen mit der Prothese erlernen. Ich habe aber auch 80 jährige Patienten nach einer Oberschenkelamputation, die sehr gut gehen können! Auf deine innere Einstellung kommt es jedenfalls sehr stark an und auf deinen Willen das Gehen mit Prothese zu erlernen. Nicht zuletzt auch auf die prothetische Versorgung!!

4.

Bin ich auf Hilfe angewiesen?

Theoretisch kannst du deine Pothese selbst an- und ausziehen und auch hygienisch sauber halten. Wenn du allerdings zusätzliche Einschränkungen, wie zum Beispiel ein eingeschränktes Sehvermögen oder Arthrose/Arthritis der Fingergelenke hast, kann eine Hilfe nützlich sein.

5.

Kann ich wieder Auto fahren?

Du wirst ein Automatik-Getriebe benötigen. Bei der Amputation des rechten Beines zusätzlich einen Spezialumbau. Außerdem musst du beim TÜV zeigen, dass du trotz Prothese dein Auto beherrschst. Das ist, nicht zuletzt aus Versicherungsschutz-Gründen unbedingt zu erledigen.

6.

Kann ich wieder Sport machen?

Es gibt heute viele tolle Sportprothesen. Sei es Skifahren, laufen oder Schwimmen. Skaten oder Softball. Kugelstoßen oder Weitsprung. Es gibt kaum Grenzen. Sprich mit deinem Orthopädietechniker über deinen Wunsch. Er wird dich dahingehend beraten. Dein Fokus sollte jedoch erstmal auf dem “normalen Gehen” liegen. Wenn du das gut beherrschst, kannst du den Sport in Angriff nehmen. Leider werden aber Sportprothesen – in der Regel – nicht von den Krankenkassen erstattet. Hattest du einen Arbeitsunfall, sieht die Sache jedoch meist anders aus!

Bei Instagram gibt es tolle Beispiele, was trotz Prothese alles möglich ist!

7.

Wie lange dauert es, bis ich wieder gehen kann?

Das kommt, wie oben bereits erwähnt, auf drei wichtige Faktoren an:

  1. Deine innere Einstellung

  2. Dein Wille/Ehregeiz

  3. Deine prothetische Versorgung

Zusätzlich spielen natürlich noch dein Alter, die Amputationshöhe und deine Begleiterkrankungen eine wichtige Rolle. Die ersten Schritte solltest du aber spätestens nach den ersten Anproben bereits machen können!

8.

Wie teuer ist eine Prothese und wer zahlt mir die?

Der Preis reicht von wenigen Tausend Euro bis zum hohen 5-stelligen Eurobereich. Je nach Versorgung kann das sehr stark variieren. Deine Krankenkasse übernimmt hierfür jedoch die Kosten. Wir kümmern uns um die Abwicklung mit den Kostenträgern VOR der Versorgung und rechnen die Prothesen und Hilfsmittel direkt mit den Kostenträgern für dich ab!

wenn du weitere Fragen hast, stelle sie mir. Ich beantworte sie gerne.

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